• avega

Datum

02. Dec 2024

Die Kunst des Nicht-Wissens

Führen, ohne die Antworten auf die Fragen zu kennen.

Ist es Unsicherheit oder Selbstreflexion? Regelmässig stelle ich mir die Frage: Mache ich meinen Job gut? Die Verantwortung, ein Team aus Spezialist:innen zu führen, die in ihren jeweiligen Fachgebieten mehr Wissen und Erfahrung besitzen als ich, ist eine Herausforderung. Wie führe ich effektiv, wenn ich selbst auf viele der Fragen, die im Arbeitsalltag aufkommen, keine klaren Antworten habe? Fragen, die sich nicht aufschieben lassen, sondern oft eine prompte und fundierte Positionierung erfordern. Wie kann ich in solchen Situationen eine wirkliche Unterstützung für mein Team sein?

Ein besonders aktuelles Beispiel dafür ist das Thema Künstliche Intelligenz (KI). Der Besuch der Web Summit in Lissabon Mitte November hat viele neue Gedanken in mir ausgelöst. KI bietet uns immense Chancen, die unsere Arbeitsweise und die Ausrichtung unseres Unternehmens entscheidend beeinflussen werden. Wie gehen wir am besten damit um? Wie können wir unsere Positionierung im Markt stärken, und welche Fähigkeiten müssen wir intern aufbauen, um diesen Wandel zu meistern? Was bedeutet das für meine Rolle als CEO?

Es ist nicht leicht, solche Fragen zu beantworten. Die Zeit, die man braucht, um sich mit diesen Themen gründlich auseinanderzusetzen, finde ich äusserst selten in meinem Terminkalender, und oft bleibt die Unsicherheit bestehen, ob der eingeschlagene Weg tatsächlich der erfolgversprechende ist. Dennoch: Gerade diese Unsicherheit ist Teil meines Jobs.

Häufig bewege ich mich in meiner Rolle an der Grenze meines Wissens – manchmal sogar darüber hinaus. 😊 Es fühlt sich oft an, als würde ich auf hoher Flughöhe operieren, ohne jeweils konkret zu werden. Vielleicht ist das nur meine subjektive Wahrnehmung. Jedenfalls habe ich gelernt, mit dieser Herausforderung umzugehen, indem ich meine Unsicherheiten transparent mache und offen für Feedback und Input bin. Das Knowhow meines Teams und das Feedback unserer Kunden ist ein essenzieller Kompass, der mir hilft zu verstehen, wo wir als Organisation stehen.

Zusätzlich versuche ich, mir bewusst Zeit zu nehmen, um über diese Themen nachzudenken und meine eigene Meinungsbildung zu fördern. Es gibt immer Indikatoren, die mir helfen, ein klareres Bild zu bekommen. Führen ohne alle Antworten zu kennen, verlangt eine gewisse Demut, aber auch den Mut, in unsicheren Situationen Entscheidungen zu treffen. Am Ende geht es darum, gemeinsam als Team einen Weg zu finden und in Bereitschaft zu bleiben, sich kontinuierlich anzupassen.